In meinem ersten Blogartikel möchte ich dir von unserer Auswanderung nach Norwegen erzählen. Warum das eigentlich nie mein Plan war, wie es dann aber doch dazu kam, wie ich mich vorbereitet habe und wann ich letzten Endes den Schritt gewagt habe.
Warum Norwegen?
Ich starte jetzt mal ganz von vorn. Warum Norwegen? Vielleicht lachst du jetzt wenn ich dir das hier erzähle, denn ICH wollte eigentlich nie nach Norwegen bzw. war das nie MEIN Plan.
Kim, mein Mann, hat sich in einem Urlaub in Norwegen im jugendlichen Alter in das Land verliebt und schon bei unserem ersten Kennenlernen, da waren wir noch nicht mal ein Paar, hat er mir erzählt dass er irgendwann in Norwegen leben wird. Das war 2005.
Damals hatte ich nicht daran gedacht, dass ich 6 Jahre später mir tatsächlich ein Leben in Norwegen mit diesem Mann aufbauen würde.
Persönlich war ich aber immer schon ein Skandinavien Fan. Bin in Dänemark sozusagen aufgewachsen, war bereits in Schweden im Urlaub und sogar 2x in Finnland. Obwohl ich nicht daran gedacht habe damals irgendwann mal nach Skandinavien auszuwandern, war ich trotzdem immer offen dafür es mal auszuprobieren.
Unsere Entscheidung auszuwandern
Ende 2009, Kim und ich waren seit etwa 4 Jahren ein Paar, kam er zu mir und erzählte mir, dass er im darauffolgenden Jahr nach Schweden gehen wird. Einfach so, ohne Vorwarnung (obwohl ich die „Vorwarnung“ ja schon 4 Jahre vorher bei unserem ersten Kennenlernen bekommen hatte). Aber warum Schweden? Er wollte doch unbedingt nach Norwegen?
Er erzählte mir, dass ehemalige Kollegen von ihm, die nach Schweden ausgewandert waren, ihm angeboten hatten erstmal dort bei ihnen zu leben um sich in Norwegen bewerben zu können. Sie lebten nicht weit entfernt von der norwegische Grenze.
Für Kim war das ein super Sprungbrett und, so erzählte er mir, wenn er das jetzt nicht macht, dann wird er den Schritt wahrscheinlich nie gehen, das ist die perfekte Chance.
Für mich ist erstmal eine Welt zusammengebrochen. Ich steckte gerade in meiner Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin und stand kurz vor meinem Examen. Ich war in diesem Moment einfach überfordert und habe unsere Beziehung schon enden sehen.
Es war also klar, dass ich nicht direkt mitgehen würde und ich wollte in diesem Moment auch einfach nicht an eine Auswanderung denken.
Auswandern oder bleiben? – Zwischen Zweifel und Neugier
Obwohl ich nicht geplant hatte überhaupt irgendwann mal im Ausland zu leben, hat mich der Gedanke schon irgendwie gereizt es einfach mal auszuprobieren. Nachdem der erste Schock über Kims Nachricht verflogen war, hatte ich genug Zeit über das alles nachzudenken. Mein Examen hatte ich im Frühling 2010 in der Tasche. Kurz darauf fand Kims Umzug nach Schweden statt. Ganz minimalistisch mit ein paar Kisten machte er sich auf den Weg nach Schweden.
Ich hatte für mich die Entscheidung getroffen: Ich möchte die Beziehung zu Kim nicht aufgeben sondern ausprobieren mit ihm für eine Zeit nach Skandinavien zu gehen.
Dabei war für mich aber klar, dass ich nicht eine Entscheidung fürs Leben treffe sondern ich habe versucht es als Erfahrung und ein „Ausprobieren“ zu sehen. Vielleicht auch nur für 1-2 Jahre und dann mal sehen.
Ich konnte mit meinen 26 Jahren nicht sagen: Ich wandere (für immer) nach Norwegen aus. Dieser Gedanke hat mir Angst gemacht, denn schließlich würde ich Freunde und Familie zurücklassen, die ich sicher sehr vermissen würde.
Die Vorbereitung auf das Leben in Norwegen
Etwa ein halbes Jahre später fand Kim einen Job in Norwegen und zwar in Fredrikstad was sehr dicht an der südlichen Grenze zu Schweden lag.
Also stand dann mein neuer Wohnort fest. Ich hatte Kim in unserem Jahr der Fernbeziehung 1x in Schweden und 1x in Norwegen besucht, freute mich aber jetzt ihn endlich wieder in meiner Nähe zu haben. Fredrikstad fand ich ganz ok. Eine kleine Stadt, die aber alles hat was man so braucht, aber natürlich kein Vergleich zu meinem geliebten Hamburg.
Ich wusste nun also, dass es nach Norwegen geht und habe mich weiter mit der Sprache beschäftigt. Kim und ich haben über einen Aushang an der Uni Hamburg einen super lieben und netten Skandinavistik-Studenten gefunden der uns Norwegisch beibrachte. Einmal in der Woche sind wir zusammen (schon bevor Kim nach Schweden gegangen ist) zu ihm gefahren und haben norwegisch gelernt.
Was für mich ein weiterer wichtiger Punkt neben der Sprache war, war die Berufsanerkennung zur „Sykepleier“. Ohne diese Berufsanerkennung kann man in Norwegen nicht in diesem Beruf arbeiten.
Also habe ich mich auch darum bereits in Deutschland gekümmert. Witzigerweise war unser Norwegisch Lehrer ebenfalls Krankenpfleger und hat schon in Norwegen in der Pflege gearbeitet was wirklich ein witziger Zufall war. Er hat mir bei der Berufsanerkennung geholfen wofür ich heute immer noch sehr sehr dankbar bin.
Auch gespart habe ich in diesem Jahr, denn ich wusste, dass ich anfangs sehr wahrscheinlich keinen Job haben werde und ich nicht komplett von Kim abhängig sein wollte. Da ich nach meinem Examen Vollzeit in der Pflege gearbeitet habe und in einer WG mit meiner Schwester gewohnt habe, konnte ich monatlich immer ne ganze Menge weglegen und bin am Ende dann mit etwa 4.000,-€ nach Norwegen gegangen.
Unser Umzug nach Norwegen
Im Mai 2011 war es dann soweit.
Ich hatte einen Flug gebucht nach Oslo und meine paar Kisten, die ich hatte, haben mir mein Schwiegervater und Kims Onkel mit einem gemieteten Transporter nach Norwegen gefahren.
Ich war zuerst bei Kim bevor mein Schwiegervater und Kims Onkel mit meinen Sachen kamen.
Kim hatte bereits durch seinen Arbeitgeber eine Wohnung bekommen, in die ich mit eingezogen bin. Eine kleine 2-Zimmer Wohnung in einem schönen, gemütlichen Wohngebiet mitten in Fredrikstad.
Und da war ich nun … in Fredrikstad … bei Kim ❤️
Ich war sehr glücklich, gespannt, bisschen aufgeregt und voller Vorfreude was mich in Fredrikstad alles so erwarten würde.
Leben in Norwegen – so fühlt es sich heute für mich an.
Nach 2 Jahren in Fredrikstad (die Frist die ich mir gesetzt habe) stand für mich schnell fest, dass ich auf jeden Fall bei Kim in Norwegen bleiben würde und erstmal nicht zurück nach Deutschland gehe.
Mittlerweile lebe ich mit Kim seit über 14 Jahren in Norwegen. 2015 kam unsere Tochter und 2018 unser Sohn zur Welt. Wir leben nun etwas ländlicher aber immer noch in der Fredrikstad Kommune in einem Haus was wir uns 2016 gekauft haben.
Wir sind richtig angekommen und lieben unser Leben hier im hohen Norden.
